Studie: Prävalenz von niedrigem Ferritin ohne Anämie bei Zöliakie

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Die Einführung einer strikten glutenfreien Diät führt im Allgemeinen zu einer Verbesserung der Hämoglobinwerte bei gleichzeitiger Linderung der Dünndarmschleimhautschäden [17, 22]. Die Reaktion der Ferritinwerte auf die diätetische Behandlung, insbesondere bei Patienten* mit ursprünglich normalem Hämoglobin, ist dahingehend weniger eindeutig. In dieser prospektiven Studie untersuchten Marleena Repo et al. die Prävalenz von niedrigem Ferritin ohne Anämie bei erwachsenen Patienten mit im Screening festgestellter Zöliakie unter Verwendung verschiedener Schwellenwerte. Darüber hinaus wurden mögliche Zusammenhänge zwischen Ferritinwerten und klinischen, histopathologischen und labortechnischen Merkmalen untersucht. Von Interesse waren auch die Veränderungen der Ferritinwerte bei glutenfreier Ernährung.

 

Der Ferritinwert ist ein wichtiger Parameter in der Eisendiagnostik. Niedrige Eisenspeicher ohne Anämie – gekennzeichnet durch niedrige Ferritin- und normale Hämoglobinwerte – sind bei Kindern im Wachstum, Schwangeren, Frauen während der Menstruation und regelmäßigen Blutspendern bekannt [1-3]. Die genaue Definition von niedrigem Ferritin und seine klinische Bedeutung ohne Anämie sind jedoch Gegenstand intensiver Diskussionen [4-7]. Viele Studien wurden jedoch an ausgewählten, symptomatischen Patientengruppen durchgeführt, z. B. Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz oder Fibromyalgiesyndrom [8-11]. Über die Bedeutung des Ferritinspiegels bei anderen chronischen Erkrankungen sowie bei scheinbar asymptomatischen Personen werden ausführlichere Daten benötigt.

Die Zöliakie (engl. celiac disease, CD) ist eine Autoimmunerkrankung, die bei genetisch prädisponierten Personen nach Aufnahme von Gluten zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut mit systemischen Folgen führt [14]. Die Patienten können gastrointestinale Symptome, aber auch extraintestinale Manifestationen wie Eisenmangel und Anämie aufweisen [15, 16]. Anämie bei Zöliakie scheint mit schwereren klinischen Symptomen assoziiert zu sein als bei Patienten ohne Anämie oder mit Diarrhoe [17-22], die Prävalenz und Bedeutung von Eisenmangel ohne Anämie wurde nur selten untersucht [23, 24]. Dem Thema widmeten sich Marleena Repo et al. in einer prospektiven Studie.

Methode

Die Studie von Marleena Repo et al. wurde in Finnland an der Universität Tampere, dem Universitätskrankenhaus Tampere und dem Zentralkrankenhaus Päijät-Häme durchgeführt. Kriterien für alle Studienpatienten waren

  • Alter (über 18 Jahre)
  • eine kürzlich diagnostizierte Zöliakie (positive Zöliakie-Autoantikörper und eine Dünndarmschleimhautschädigung Grad Marsh III) und
  • Verfügbarkeit des Serum-Ferritin-Wertes zum Zeitpunkt der Diagnose.

Ein Ausschlusskriterium war eine glutenfreie Diät vor der Messung der Zöliakie-Autoantikörper und anderer Laborergebnisse.

Im Rahmen dieser Studie wurde eine zufällig ausgewählte Kohorte von 4.272 älteren Erwachsenen zu einem Zöliakie-Screening eingeladen, von denen 2.815 (66 %) einer Teilnahme zustimmten [25]. Davon hatten 37 positive Gewebetransglutaminase-Antikörper (TGA) und erfüllten die Studienkriterien. Zusätzlich nahmen insgesamt 3.031 Risikopersonen am Screening teil [26]. Davon erfüllten 39 die oben genannten Studienkriterien. So wurden 76 Patienten mit im Screening festgestellter Zöliakie in die prospektive Erhebung vollständiger klinischer, labortechnischer und histologischer Daten eingeschlossen. Von diesen 76 Patienten wiesen sechs (8%) zum Zeitpunkt der Zöliakie-Diagnose eine Anämie auf und wurden von der weiteren Analyse ausgeschlossen. Die verbleibenden 70 nicht anämischen Patienten bildeten die endgültige Studienkohorte.

Ergebnisse

Von den 70 nicht anämischen Patienten hatten 21 % einen Ferritinwert von <15 μg/L, 19 % von 15-29 μg/L, 36 % von 30-99 μg/L und 24 % von ≥100 μg/L. Diejenigen mit niedrigeren Ferritinwerten waren häufiger weiblich, hatten einen niedrigeren Body-Mass-Index, einen niedrigeren Hämoglobinwert, ein geringeres Verhältnis von Zottenhöhe zu Kryptenhöhe und wiesen auch höhere Werte von CD3-Lymphozyten (T-Zellen) in Duodenalbiopsien auf. Die Ergebnisse der Studienpatienten unterschieden sich nicht in Bezug auf neurologische oder gastrointestinale Symptome, gesundheitsbezogene Lebensqualität, Knochenmineraldichte, Leberwerte, Vitamin-, Albumin- oder Zöliakie-Autoantikörperspiegel oder Prävalenz von Komorbiditäten. Für 87 % der Patienten lagen Follow-up-Daten zu den Ferritinwerten nach 1 bis 2 Jahren unter einer glutenfreien Diät vor. Die medianen Werte stiegen gegenüber dem Ausgangswert signifikant von 41,5 μg/L auf 86,0 μg/L (p < 0,001) an. Ferritin ≥100 μg/L wurde von keinem der Patienten erreicht, die bei der Diagnose ein Ferritin <30 μg/L aufwiesen. Bei 21 % blieb der Wert <30 μg/L und bei 8 % der Patienten <15 μg/L. Es wurde keine Korrelation zwischen den Veränderungen der Ferritinwerte und der Lebensqualität, den gastrointestinalen Symptomen, den Autoantikörperspiegeln oder dem Grad der histologischen Schädigung festgestellt.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein niedriger Ferritinwert ohne Anämie ein häufiger Befund bei asymptomatischer Zöliakie ist, insbesondere bei Frauen. Er wird durch eine glutenfreie Diät möglicherweise nicht vollständig wiederhergestellt. Der niedrigere Ferritinwert ist zudem mit einem niedrigeren BMI und einer stärkeren Schädigung der Duodenalschleimhaut assoziiert, aber nicht mit schwereren Symptomen oder einer schlechteren Lebensqualität. Angesichts dieser Ergebnisse bleibt es fraglich, ob die Ferritinwerte bei Zöliakie routinemäßig gemessen werden sollten, da sie nicht mit den gesundheitlichen Folgen in Verbindung gebracht wurden. Obwohl sich die Ferritinwerte unter einer glutenfreien Diät verbesserten, wiesen viele Patienten während der Nachbeobachtungszeit von 1 bis 2 Jahren weiterhin niedrige Ferritinwerte auf. Wenn ein Eisenmangel diagnostiziert wird, sollte die Nachbeobachtungszeit lang genug sein, um die Normalisierung der Werte zu beobachten.