Therapie: Ansätze und Empfehlungen bei Reizdarm

  1. Dr.Schär Institute
  2. Dr. Schär Institute
  3. Therapie: Ansätze und Empfehlungen bei Reizdarm

Die Ausprägungen des Reizdarmsyndroms RDS sind sehr unterschiedlich, weshalb es keine Standardtherapie gibt. Die aktuelle Leitlinie beschreibt einige therapeutische Ansätze, die vom Arzt probatorisch angewandt werden können.

Medikamentöse Therapie und alternativmedizinische Ansätze

Eine medikamentöse Therapie sollte symptomorientiert erfolgen. Ihr Erfolg misst sich an der Symptomverbesserung und der Verträglichkeit für den Patienten. Bei nicht einsetzendem Therapieerfolg kann es erforderlich sein, sukzessiv verschiedene Medikamente einzusetzen. Die Behandlung des RDS mit alternativen Therapieformen kann aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht empfohlen werden. Im Einzelfall können komplementäre Therapien erwogen werden, wie z. B. Akupunktur. 

Neben den medikamentösen und diätetischen Behandlungsansätzen wird eine psychologische Beratung empfohlen. Bei vielen Betroffenen spielen Faktoren wie sozioökonomischer Stress, Angstzustände, Depressionen bis hin zu schwerwiegenden psychischen Traumata eine Rolle beim Beschwerdebild. 

Aber auch einige Maßnahmen zur Stressbewältigung wie Entspannungsübungen, Ausdauertraining und Managementstrategien können die Darmtätigkeit unterstützen und Symptome verringern. 

DiätetischeTherapieansätze bei Reizdarmpatienten

Probiotika

Bakterienstamm entsprechend der Symptomatik wählen
Der Einfluss einer gestörten Darmmikrobiota bzw. einer bakteriellen Fehlbesiedelung auf das Krankheitsbild lässt viele Ärzte probiotische Präparate empfehlen. Verschiedene Metaanalysen zeigten eine Verbesserung der Gesamtsymptomatik, v. a. in Bezug auf abdominelle Schmerzen auf. Allerdings unterschieden sich die Studiendesigns so stark voneinander, dass keine gesicherten Aussagen über Dosis und Verabreichungsform getroffen werden konnten. Ausgewählte Probiotika können folglich in der Behandlung des RDS eingesetzt werden, wobei die Wahl des Stammes nach der Symptomatik erfolgt. Laut aktueller S3-Leitlinie gibt es je nach Art der Symptome unterschiedliche Stämme, die sich zur Anwendung eignen:

  • Bifidobacterium infantis 35624 (Schmerz-Bläh-Typ)
  • Bifidobacterium animalis ssp. lactis DN-173 010 (Schmerz-Bläh-Typ, Obstipationstyp)
  • Lactobacillus casei Shirota (Schmerz-Bläh-Typ, Obstipationstyp)
  • Lactobacillus plantarum (Schmerz-Bläh-Typ)
  • Lactobacillus rhamnosus GG (Schmerz-Typ)
  • E. coli Nissle 1917 (Obstipationstyp)
  • Kombinationspräparate (Schmerz-Typ) 

Ballaststoffe

Lösliche Ballaststoffe sind empfehlenswert
Bei überwiegend obstipativen Beschwerden können Ballaststoffe zur Behandlung eingesetzt werden. Dabei sollten lösliche Ballaststoffe wie Psyllium/Plantago und Ispaghula bevorzugt verwendet und die Menge um 10 bis 20 Gramm pro Tag gesteigert werden. Vorab sollte jedoch die aktuelle Aufnahme von Ballaststoffen erhoben werden. Liegt diese bereits bei >30g/Tag, ist durch eine weitere Steigerung keine Verbesserung der Symptome zu erwarten. Allerdings könnten sie auch Nebenwirkungen, wie z. B. verstärkte Blähungen, induzieren. Wichtig ist es, mit niedrigen Dosen zu beginnen und diese stufenweise und behutsam je nach Verträglichkeit zu steigern.  Als alleinige Therapie scheinen Ballaststoffe von begrenzter Bedeutung zu sein. Eine Kombination aus Ballaststoffen und ausgewählten Probiotika kann versucht werden. Grundsätzlich ist bei der Aufnahme von Ballaststoffen auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.
Auch bei Patienten mit RDS vom Diarrhoe- oder vom Schmerz-Typ können lösliche Ballaststoffe zur Therapie eingesetzt werden. Lösliche Ballaststoffe binden mehr Wasser als unlösliche und bewirken somit eine homogene Stuhlform. Unlösliche Ballaststoffe können bei diesen Patienten die Beschwerden hingegen verschlimmern, wie einige Untersuchungen zeigen. In verschiedenen Metaanalysen zur Verwendung von Ballaststoffpräparaten wurde die Studienqualität (Heterogenität der Teilnehmer, fehlende Placebokontrolle) bemängelt. Insgesamt jedoch scheinen lösliche Ballaststoffe die Symptomatik in höherem Ausmaß zu verbessern.

Pfefferminzöl

Entspannung für den Darm
Laut verschiedener Übersichtsartikel übt Pfefferminzöl eine positive Wirkung auf die Symptome der Reizdarmpatienten aus, indem es die glatte Muskulatur des Darmtrakts entspannt. Folglich kann Pfefferminzöl bei RDS-Patienten mit leichten Beschwerden vor einer Medikation probatorisch angewendet werden.

Fettreduktion

Fettarme Ernährung kann Linderung bringen
Fetthaltiges Essen verschlechtert bei vielen IBS-Patienten die gastrointestinalen Beschwerden, auch wenn wissenschaftlich bislang kein Zusammenhang bestätigt werden konnte. Allerdings wurde bei RDS-Patienten nach Lipidkonsum eine Verlangsamung des Gastransports im Dünndarm und damit verbunden ein verstärktes Auftreten von Blähungen festgestellt.

Unverträgliche Lebensmittel

Folgende Nahrungsmittel werden von Reizdarmpatienten häufig als symptomfördernd angegeben:

  • Milchprodukte
  • Getreideprodukte
  • koffeinhaltiger/ koffeinfreier Kaffee, koffeinhaltige Getränke
  • alkoholische Getränke
  • fettige/ gebratene Speisen
  • Süßungsmittel wie Sorbit und Xylit 
Umfrage unter Ernährungsberatern

Low-FODMAP und glutenfreie Diät überzeugen bei der Therapie von getreideassoziierten Erkrankungen!

Infografik zur Empfohlenen Diät bei Gluten-/Weizensensitivität