Glutenfreie Ernährung als Therapie

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Unabhängig davon, ob Zöliakie, Weizenallergie oder Gluten-/Weizensensitivität vorliegt, ist die Behandlung immer die gleiche: Es geht darum, Gluten aus der Ernährung zu verbannen.

Zunächst gilt einmal: Erst die Diagnose, dann die glutenfreie Ernährung. In der Ausführung unterscheidet diese sich wesentlich, ob eine Zöliakie, eine Gluten-/Weizensensitivität oder eine Weizenallergie vorliegt. Bei Zöliakie muss die glutenfreie Ernährung dauerhaft erfolgen. Der Zöliakiebetroffene darf Zeit seines Lebens keine glutenhaltigen Nahrungsmittel zu sich nehmen, selbst solche nicht, in denen Gluten nur in Spuren vorhanden ist. Bei Gluten-/Weizensensitivität kann die Unterbrechung einer glutenhaltigen Ernährung zeitlich beschränkt werden. Allerdings sollte generell ein Zeitrahmen von ein bis zwei Jahren nicht unterschritten werden. Bei Weizenallergie kann ein zeitweiliger Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel reichen, außerdem kann die Verabreichung von Cortisonen notwendig sein.

 

Unterschiede bei der Umsetzung der glutenfreien Ernährung

Zöliakie Gluten-/Weizensensitivität Weizenallergie
Dauer Lebenslang Zeitlich begrenzt, mindestens ein bis zwei Jahre Zeitlich begrenzt
Besonderheit Strikt glutenfrei, auch keine Spuren Danach ggf. glutenarm ausreichend Zusätzlich evtl. Cortison notwendig

Glutenfreie Ernährung bei Zöliakie

Die einzige Therapie einer Zöliakie ist eine lebenslange, streng glutenfreie Diät. Wird Zöliakie nicht behandelt, kann es zu Folgeerscheinungen kommen. Auch durch Diätfehler und Nichteinhaltung einer strikt glutenfreien Ernährung erhöht sich das Risiko, an Spätfolgen der Zöliakie, wie beispielsweise Osteoporose oder Malignomen, zu erkranken erheblich. Regelmäßige Folgeuntersuchungen sind daher empfehlenswert, um Mangelerscheinungen und Komplikationen auszuschließen.

Ernährungsberatung hilft bei der Umstellung

Die Ernährungsumstellung ist für Zöliakiepatienten eine einschneidende Veränderung des Lebens. Bei Kindern ist eine diätetische Schulung der gesamten Familie notwendig. Ebenfalls informiert werden müssen Großeltern, Freunde und Verwandte sowie Erzieher und Lehrer, um Diätfehler zu vermeiden. Eine Ernährungsberatung bei einer zertifizierten Fachkraft und Informationen zur praktischen Umsetzung der glutenfreien Diät helfen dem Patienten, seine Erkrankung zu meistern. Es wird eine Ernährungsberatung in drei Stufen empfohlen.

Ernährungsberatung: Anamnese- und Informationsgespräch

  • Idealerweise ein bis zwei Tage, spätestens eine Woche nach Diagnosestellung
  • Wurde eine sichere Diagnose gestellt?

  • Bestehen weitere Unverträglichkeiten?

  • Aufklärung nimmt dem Patienten die Angst
    • Was ist Zöliakie?
    • Vorteile der glutenfreien Ernährung und Nachteile beim Nichteinhalten der Diät
    • Mitgliedschaft in der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) empfehlen
  • Je nach Befunden und Anamnese:
    • Mangelernährung ausgleichen
    • Glutenfreier Essensplan für die nächste Woche
    • Glutenfreie diätetische Lebensmittel nach individuellen Bedürfnissen empfehlen
  • Ernährungs- und Symptomtagebuch erklären und führen lassen

Ernährungsberatung: Tipps und Motivation zum Selbstmanagement

  • Etwa ein bis zwei Woche nach dem Erstgespräch

  • Analyse des Ernährungs- und Symptomtagebuches:
    • Nährstoffmängel aufdecken und für Ausgleich sorgen
    • Noch Beschwerden?
    • Noch andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z. B. Laktose, Fruktose, Fett)?
    • Diätfehler?
  • Einkaufstipps
    • Riskante Nahrungsmittel erkennen
    • Allergenkennzeichnung besprechen, Umgang mit Zutatenliste üben
    • Listen der DZG mit dem Patienten ansehen
  • Tagesplan erstellen

  • Patient erneut Ernährungs- und Symptomtagebuch führen lassen

Ernährungsberatung: Tipps für die eigene Küche und für das Außer-Haus-Essen

  • Etwa zwei bis vier Wochen nach dem zweiten Beratungsgespräch

  • Gegebenenfalls Therapie weiterer Nahrungsmittelunverträglichkeiten

  • Tipps, wie die eigene Küche glutenfrei gestaltet wird

  • Tipps zum glutenfreien Kochen und Backen (mit Rezeptempfehlungen)

  • Vermeidung von Kontaminationen

  • Tipps für das Essen in Restaurants und auf Reisen

  • Sichten neuer Befunde

  • Auswertung und Besprechung des Ernährungs- und Symptomtagebuchs (siehe zweites Gespräch)

  • Ernährungstherapeutische Empfehlungen für weitere Diagnosen (nach zweiter Ernährungsberatung)

  • Je nach Beratungsumfang Fortsetzung in vierter Ernährungsberatung

Glutenfreie Ernährung bei Gluten-/Weizensensitivität

Die Gluten-/Weizensensitivität (GS/WS) kann, wie die Zöliakie, mit einer glutenfreien Ernährung therapiert werden. Wichtig ist, dass der Patient erst nach der Diagnose mit der glutenfreien Ernährung beginnt. Im Gegensatz zu den strengen Regeln für Zöliakiepatienten reicht es bei der Gluten-/Weizensensitivität oftmals aus, nur über einen gewissen Zeitraum komplett auf glutenhaltige Lebensmittel zu verzichten. Nach der Diagnosestellung sollte für mindestens ein bis zwei Jahre eine glutenfreie Ernährung beibehalten werden. Im Anschluss daran kann eine glutenarme Ernährung ausreichend sein, damit die Symptome nicht wieder auftreten. Die Grenzwerte, wie viel Gluten vertragen wird, können dabei individuell variieren.

  • Quellen

    1. Körner U., Schareina A.: Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten in Diagnostik, Therapie und Beratung. Stuttgart:Karl F. Haug Verlag; 2010: 204
    2. GS-Broschüre